Die Arbeit mit Teilpersönlichkeiten
Jeder Mensch spielt verschiedene Rollen in seinem Leben. Die Rollen sind nicht immer kompatibel mit den eigenen Wünschen, Grundsätzen, Sehnsüchten und Idealen, was zu einem inneren Konflikt führen kann.
Jeder Mensch trägt in sich verschiedene Teilpersönlichkeiten. Sie verschaffen sich über den Körper, die Emotionen und Gedankenstrukturen Stimme und Ausdruck. Äussere Umstände, Bedingungen und Umfeld veranlassen verschiedene Komponenten der Psyche darauf zu reagieren. Das kann blitzschnell geschehen und läuft meist unbewusst ab. Die Rolle, die eine Person spielt, wird durch entsprechende Umstände hervorgerufen. Ähnlich wie im Theater genügt ein Stichwort und schon spielen wir die Rolle wie von selbst.
Eine Teilpersönlichkeit auszuleben, kann bedeuten, dass wir uns in einer bestimmten Lebenssituation auf unerwünschte Art und Weise verhalten, jedoch unfähig sind, dieses Verhalten zu verändern. Das führt dann oft zu einem inneren Kampf zwischen zwei gegensätzlichen Stimmen, die sich gegenseitig von der Richtigkeit ihres Verhaltens überzeugen wollen. Der Körper wird dadurch erschöpft und kann schmerzen, und die Gedanken kreisen und die Gefühle sind zerrissen. So können wir in uns eine rebellische Seite haben und gleichzeitig auch ein Angsthase sein. Da finden wir Teilpersönlichkeiten wie z.B. Mystiker/in, Pragmatiker/in, das innere Kind, Moralapostel, Terrorist/in, Ordnungshüter/in, König/in, Saboteur/in, Träumer/in, Helferlein, Besserwisser/in, Kritiker/in usw.
Sie alle haben ein spezielles Verhaltensmuster und individuelle Besonderheiten, ihre eigene emotionale Qualität und besitzen eine eigene Geisteshaltung, die einhergeht mit Überzeugungen, Redensarten, Gewohnheiten, Einstellungen und einer bestimmten Weltsicht, oft auch mit einer charakteristischen Körperhaltung.
Teilpersönlichkeiten können sich bereits in der frühen Kindheit kristallisieren. Diese frühen Teilpersönlichkeiten können lebensnotwendig gewesen sein, weil sie einen Schutz bildeten. Als erwachsener Mensch ist dieser Schutz vielleicht nicht mehr notwendig und könnte sich heute sogar störend auswirken, weshalb es Sinn macht, ihn abzulegen. Damit das passieren kann, muss zuerst einmal dieser Aspekt gefunden, erkannt und gewürdigt werden.
Assagioli machte den Vergleich mit einem Orchester. Da spielen viele Instrumente, und wenn der Dirigent fehlt, gibt es eine Katzenmusik. Doch mit einem Dirigenten erhält jedes Instrument seinen Platz und seine Ordnung, so dass ein Gesamtkunstwerk entstehen kann. Mit anderen Worten geht es darum, dass wir unseren eigenen, inneren Dirigenten, unsere Dirigentin finden und engagieren, damit er/sie unserem Orchester (den Teilpersönlichkeiten) den richtigen Einsatz geben kann.
Ziel der Arbeit mit den Teilpersönlichkeiten
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Beenden des inneren Krieges und Erreichen einer möglichst vollständigen Persönlichkeit.
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Ermächtigung des Individuums, Verantwortung zu übernehmen für die angenehmen sowie für die unangenehmen Teile der eigenen Persönlichkeit.
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Zurückfinden zur Einheit unseres Seins durch das Erleben und die Stärkung der inneren Mitte.
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Freiheit der Wahl. Aus unserer Mitte können wir wählen, in welche Teilpersönlichkeit wir treten wollen, aus welcher Teilpersönlichkeit heraus wir in einer bestimmten Situation agieren wollen.
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Neuausrichtung der persönlichen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.